Freier Bericht eines Bürgers aus Mechernich


29.01.2013 - Autor: Werner Beck - Mechernich

Pumpspeicherwerke für Energiewende erforderlich?

Dieser Frage gingen Werner Beck, Wulf-Dietrich Simon und Heinz Gerd Janssen nach. Bei Vianden, in den Ardennen, direkt jenseits der deutsch - luxemburgischen Grenze gelegen, gibt es seit den 1960er Jahren eines der größten Pumpspeicher Europas. Aktueller Anlass ist die Planung an der Rur Ähnliches zu errichten. Hier werden insbesondere negative Auswirkungen auf die Touristik befürchtet. Zum einen würde der Rursee durch Wasserstandsänderungen und das Landschaftsbild durch weitere Hochspannungsleitungen an Attraktivität verlieren. So sieht dies jedenfalls eine lokale Bürgerbewegung, zumal der Nationalpark und Naturschutzgebiete betroffen wären.

Grund genug, genau nachzufragen, welchen Einfluss der Pumpspeicher auf die Touristik jenseits der Grenze hat. Das Viandener Gebiet in den Ardennen hat neben einigen Naturschönheiten und geschichtlich interessanten Orten keine überregionale Besonderheiten zu bieten. Deswegen bildet das Pumpspeicherwerk eine wesentliche, den Tourismus fördernde Attraktion.

Aber ist denn ein Pumpspeicher wirklich erforderlich? Regelenergie lässt sich teuer verkaufen. An der Rur wären es knapp 400 MW, in Vianden sind es rund 1100 MW. Lohnt sich deswegen ein derart heftiger Eingriff in die Natur? Natürlich verdienen die lokalen Kommunen an Gewerbesteuer, neuen Arbeitsplätzen, und wie man auch meint, weiterhin an der Touristik, wenn bestimmte Vorschläge während und nach der Bauphase eingehalten werden können.

Die Energiewende bringt uns Spitzenernten durch Photovoltaik und auch durch Windkraft, die zurzeit großer technischer Anstrengungen bedürfen, einen an den Verbrauch einer Industriegesellschaft angepasste preisgünstige und zuverlässige Versorgung aufrechtzuerhalten. Aber: Muss es wieder eine großtechnische Lösung sein, die auf Jahrzehnte Abhängigkeiten an Konzerne schafft? Gibt es keine technischen und auch politischen Lösungen, die mittels vieler kleiner, dezentraler Speicher die gleichen Ziele erreicht? Technisch ist man noch nicht so weit, es wird allerdings auch nicht in dem Maße in Forschung und Entwicklung investiert. Hier können jetzt die Konzerne mit ihren alten Verfahren punkten. Politisch hat man die Thematik offensichtlich noch nicht bis zum Ende durchdrungen.

Kann man hier Risiken eingehen bis dezentrale Lösungen erreicht sind? Durch die neuen Stromautobahnen quer durch Deutschland, dem damit erreichten Verbund der Windparks in Nord- und Ostsee mit denen in Süddeutschland, ergeben sich natürliche Lastausgleiche, die womöglich mit den bereits bestehenden Regelleistungen ausreichen. Hinzu kommen zukünftig viele kleine zeit- und bedarfsgesteuerte Verbraucher, von Haushaltsgerät bis Industrieanlage. Damit werden die lokalen Stromnetze quasi selbstregulierend und entlasten die überregionalen Verbundnetze. Es ist ähnlich der Wohnungsbauförderung, die über das selbst genutzte Eigenheim dem Einzelnen wirtschaftliche und auch politische Unabhängigkeit verschafft. Wenn die Politik hier diese Dimension gezielt unterstützen will, kann individuell viel zur Energiewende beigetragen werden. Viele Menschen warten nur darauf, aktiv beitragen zu können.

 

Werner Beck